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Die Schaltzentrale für Ostseekriege – in Rostock (Auszüge aus einem Artikel, der im März 2018 in den Rostocker „Stadtgesprächen“ erschien)

Rostock wird wieder einmal sehr aufgewertet: Ein NATO-Hauptquartier für die Ostsee soll hier entstehen. 2017 hielt man sich dazu noch bedeckt. Die Ansage des Jahres war die Verlegung des Maritime Operations Centre (MOC) nach Rostock. Das MOC-Gebäude in der Kopernikusstraße ist noch im Bau. Demnächst werden aber von dort aus Ausbildung, Übungen und Einsätze sämtlicher deutscher Kriegsschiffe und Marineflieger weltweit gelenkt werden. Eine sensible und eine personalintensive Angelegenheit: In Glücksburg, an seinem bisherigen Standort, sitzt das MOC zwecks Konspiration in einem Bunker und das Team umfasst mehrere hundert Soldaten. Und das Ostsee-NATO-Hauptquartier wird vermutlich auch in das MOC-Gebäude einziehen.

Das Hauptquartier wird dann eines von sechs vergleichbaren NATO-Hauptquartieren sein. Es soll multinationale Manöver in der Ostsee planen und führen sowie ganze NATO-Flottenverbände im Ostsee-Einsatz organisieren können (für Zwecke der militarisierten EU wäre es auch zu brauchen). Die „Nordflanke“ der NATO gilt als unsicher. Dazu gab es sogar schon einmal eine sicherheitspolitische Tagung an der Uni Kiel. Eigentlich klar, wenn man sieht, wie zum Beispiel die nördlichen Ostseeländer aufgerüstet werden und die deutschen Soldaten im Baltikum stehen … Aber das meint man wohl nicht. Vermutlich fühlt man sich – Rechtfertigung für alles - von Russland bedroht. Die Einrichtung des NATO-Hauptquartiers läuft bei der Marine unter „Landes- und Bündnisverteidigung“. Die dürfe nicht vernachlässigt werden. Die Auslandseinsätze der Marine sind also keine Landes- und Bündnisverteidigung. Das hat man schon eleganter gehört. Immerhin, im Bundeswehrsprech sind sie „internationales Krisenmanagement“. Interessant … Was Kiel betrifft, befindet sich dort übrigens das NATO Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COE CSW), das sich der Weiterentwicklung der Randmeerkriegsführung widmet. Mit dem neuen Rostocker Hauptquartier soll es in einem Kompetenzcluster kooperieren.

(…) Seit Jahren unternimmt die Marine in Rostock immer wieder Anläufe zur Vernetzung der Ostseemarinen. Die Korvetten sind bei Einsätzen der Standing NATO Maritime Groups – eine Art Schnelle Eingreiftruppen - in Nordsee und Nordatlantik dabei. Große Schiffe der NATO-Partner liegen inzwischen auch im öffentlichen Raum in Warnemünde herum. Auf den Stützpunkt passen sie nicht – kein Platz. Nun ja, vielleicht ändert sich das ja mit der Einrichtung des neuen Headquarters.    

Jedenfalls, die Stadt macht begeistert mit: Auf dem Werbebild zum MV-Tag im Mai, der in Rostock stattfindet, ist ein Uniformierter prominent platziert. Zum Stadtgeburtstag will der OB alle Marinen der Ostseeländer einladen. Auch den Internationalen Hansetag im Juni in Rostock hat die Marine in ihrem Terminkalender. Und um noch einmal auf die Bildsprache zurückzukommen: Das Logo des taktischen Führungsstabes, aus dem das Hauptquartier entstehen soll (allein dieser Stab wird bereits 100 Militärs, unter ihnen 25 Vertreter ausländischer Marinen, umfassen), prägt ein Greif.

(…) Im Prinzip berichten auch die Medien. Einige Informationen dieses Artikels stammen sogar aus einem überregionalen Newsletter der Friedensbewegung. (…) Es ist erfreulich, dass die Rostocker Entwicklungen nun endlich wahrgenommen werden. (…) Und es ist ja auch nicht nur die Marine: In Laage wurden schon immer die Eurofighterpiloten ausgebildet. Jetzt wird Laage Schule für die gesamte Luftwaffe. Start ist am 1. April diesen Jahres. Aber es handelt sich nicht um einen Aprilscherz. Im Gegenteil, es ist alles verdammt ernst.

Cornelia Mannewitz

Zu den „Stadtgesprächen“: www.stadtgespraeche-rostock.de