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Hanse Sail: Kanonen müssen sich warm anziehen! - unser Flyertext für den 13.8.
Erstellt am 11. August 2016 - 21:00
Das offizielle Rostock, der „Heimathafen der Deutschen Marine“, zeigt sich zur Hanse Sail wieder einmal begeistert von Uniformen und Kriegsschiffen:
- auf der Gehlsdorfer Warnowseite lassen die 20 Vereine des Kanonier- und Böllertreffens zur Ausfahrt der Traditionssegler ihre Böller krachen,
- „Rostocker Stadtsoldaten“ haben die Eröffnungsfeier des Oberbürgermeisters begleitet,
- am Kai der Haedgehalbinsel liegt ein Ölauffangschiff der Deutschen Marine,
- am Warnemünder Passagierkai befindet sich die Fregatte „Schleswig-Holstein“, die schon bei der Piratenjagd vor Somalia und bei der Flüchtlingsabwehr im Mittelmeer aktiv war,
- im Seehafen haben japanische Zerstörer festgemacht,
- auf dem Marinestützpunkt Hohe Düne ist Tag der Offenen Tür …
Sieht so ein friedliches Seglerfest aus?
Wir setzen diesem militaristischen Gehabe Transparente und Fahnen der Friedensbewegung entgegen. Mit ihnen stehen wir auf dem Kanonsberg, einem Teil der historischen Stadtbefestigung. Die Stadt lässt sie immer weiter sanieren. Dafür müssen Grünflächen weichen und Bäume fallen. Gerade wird der Wiederaufbau des Petritores geplant, eines Stadttores, das 1960 gesprengt wurde. Bis 2018, zum 800. Stadtjubiläum, soll es wieder stehen. Wer spricht dagegen noch von dem ebenfalls für 2018 geplanten Neubau des Theaters, das seit dem Zweiten Weltkrieg in einem Ersatzgebäude spielt? Bundesweit einmalige Missstände in der Theaterpolitik der Stadt und eine endlose Standortdebatte haben ihn wieder einmal verhindert. Alles das passt nur zu gut zu einer Stadt, die die oberste Führungsinstanz der Teilstreitkraft Deutsche Marine beherbergt und darauf auch noch stolz ist. Von hier aus wird die Vernetzung der Marinen im Ostseeraum und darüber hinaus vorangetrieben. Und auch die Vernetzung von Militär und Wirtschaft schreitet voran: Das Hanse Sail Business Forum 2016 vor zwei Tagen war komplett der Bundeswehr als „Chance für die regionale Wirtschaft“ gewidmet. Die bundesdeutsche Kriegspolitik hat hier am Ort eine wesentliche Stütze.
Wir meinen: Die Stadt und ihre Besucher brauchen keine Rückbesinnung auf militärische Traditionen und kein Säbelrasseln auf dem Meer. Gerade die Hanse Sail, auf der Schiffe von überall zusammenkommen, sollte ein friedliches Miteinander vorleben. Zum Frieden gehören zivile Arbeitsplätze, offene Grenzen, gemeinsame Kulturerlebnisse und demokratischer Meinungsaustausch. Abschottung und Stolz auf Kriegsgerät haben hier nichts zu suchen. Lassen Sie uns alle etwas dafür tun! Wir haben dem Kanonsberg sogar seinen Namen weggenommen: Seine Kanonenrohre tragen nun Überzüge aus Wolle in antimilitaristischem Rosa. Wir brauchen aber noch Hilfe dabei. Darum laden wir zum Mithäkeln und Mitstricken ein. Gleichzeitig wollen wir darüber sprechen, was wir alle gegen Militarismus und Kriegspolitik tun können. Friedensarbeit ist Handarbeit! Herzlich willkommen!
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