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Bericht: Ilja Ehrenburg im Spanischen Bürgerkrieg: Lesung und Vortrag mit Victor Grossman

Als gemeinsame Veranstaltung von Initiative Ilja Ehrenburg, Literaturhaus Rostock und Rosa-Luxemburg-Stiftung fand am 31. Januar 2008 im Rostocker Kuhtor die in den Ankündigungen zur Reihe >>Ilja Ehrenburg: Leben und Werk<< letzte terminierte Veranstaltung statt.

Victor Grossman, Journalist und Autor aus Berlin, las aus Ilja Ehrenburgs Erinnerungen an seine Zeit als Korrespondent und Unterstützer der Volksfront in Spanien 1936-1939. Ehrenburg war unmittelbar nach dem faschistischen Putsch noch ohne Auftrag nach Spanien gereist. Er hatte verstanden, dass sich der Faschismus hier zum ersten Mal im internationalen Rahmen unverhüllt zeigen würde. Daher engagierte er sich auch über seine journalistische Tätigkeit hinaus: Er besuchte die verschiedensten Kräfte der Volksfront und berichtete über sie (unter anderem mit großer Sympathie über die Anarchisten), knüpfte Verbindungen zu anderen linken Intellektuellen vor Ort, hielt Reden und leistete kulturpolitische Arbeit. Victor Grossman ist selbst Autor eines Buches über den Spanischen Bürgerkrieg (>>Madrid - Du Wunderbare<<, 2006) und ergänzte seine Lesung mit eigenen Erläuterungen zu Personen und Geschehnissen der Zeit.

 

 

In der Diskussion ging es außer um die geschichtliche Bedeutung des Spanischen Bürgerkrieges und Ehrenburgs Rolle auch um die Biographie des Vortragenden: Die trotz widrigen Wetters zahlreich (ca. 50) und zum Teil von außerhalb erschienenen Veranstaltungsteilnehmer interessierten sich beispielsweise für seine Vergangenheit als Deserteur - Victor Grossman war 1952 als in Bayern stationierter US-Soldat geflohen und lebte danach jahrzehntelang unter falschem Namen als Journalist und Autor in der DDR. Entsprechenden Anklang fand eine Aktion der Mitglieder des Rostocker Friedensbündnisses in der Initiative Ilja Ehrenburg am Ende der Veranstaltung: eine Unterschriftensammlung der Friedensbewegung für Postkarten an drei inhaftierte junge US-Soldaten in Mannheim, die ihren geplanten Einsatz in Afghanistan verweigern. Die Veranstaltung wurde vom lokalen Radio LOHRO aufgezeichnet; Victor Grossman gab LOHRO auch ein Interview.

Auf der Veranstaltung wurde außerdem das Faltblatt der Initiative mit allen wichtigen Informationen über Ilja Ehrenburg vorgestellt. Es wurde am 5.2.2008 in Toitenwinkel an die dortigen Haushalte im Umfeld der Ilja-Ehrenburg-Straße verteilt. Interessenten für das Faltblatt können sich auch gern bei der Initiative melden.

Die Arbeit für die Information über Ilja Ehrenburg und für die Positionierung der Stadt zu diesem Straßennamen ist damit aber nicht abgeschlossen: Die die Reihe abschließende Veranstaltung >>Antisemitismus in der Sowjetunion<< findet am 8. Mai statt; Referent ist Prof. Dr. Wolfgang Geier, Osteuropawissenschaftler aus Leipzig. Weitere Veranstaltungen befinden sich in Planung. Darüber hinaus ist die Initiative Ilja Ehrenburg mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst über eine Präsentation der dort 1997-1998 gezeigten und international beachteten Ausstellung >>Ilja Ehrenburg und die Deutschen<< in Rostock im Gespräch. Das Museum Karlshorst unterstützt dieses Vorhaben. Wir wünschen uns, dass die Ausstellung auch die Unterstützung der Hansestadt Rostock bekommt.

Nachträgliche Anmerkung: Die für den 8. Mai vorgesehene Veranstaltung kann wegen terminlicher Probleme des Referenten leider nicht wie geplant stattfinden. Wir informieren rechtzeitig, wann unsere Veranstaltungen fortgesetzt werden.