Eine Kooperation mit dem Volkstheater Rostock.
Es lesen Undine Cornelius, Dirk Donat und Thorben Fritsche.
Ilja Ehrenburg begann in den 20-er Jahren eine neue Art Literatur zu schreiben - dokumentarische Romane über Getreidespekulationen, das Geschäft mit dem Erdöl, die Autoindustrie und den Menschen: >>Die Rolle des Menschen ist einfach und feierlich: Er steckt das linke Hinterrad auf, stets das linke, stets das Hinterrad.<< (aus dem Roman >>Das Leben der Autos<<). Er studierte Produktionsstatistiken, Aktienberichte und Finanzbulletins, besuchte Fabriken und ihre Besitzer, sprach mit Wirtschaftsexperten, Geschäftsleuten und Schiebern in verschiedenen Ländern. Aus seinen Memoiren: >>Ich wollte mir die komplizierte Maschinerie genauer ansehen, die ständige Produzentin von Überfluss und Krisen, Waffen und Träumen, Gold und Bewusstseinstrübung.<< Er verfolgte, wie in einer Phase der Weizenüberproduktion bei gleichzeitigem Hunger auf ganzen Kontinenten 46 Staaten eine Konferenz einberiefen, um den Verfall des Weizenpreises abzuwenden. Weizen wurde zu Rinderfutter verarbeitet und aus den alsbald ebenso überflüssigen Rindern Futter für Schweine hergestellt. >>Ich begriff, dass es nicht am Charakter der Menschen lag. ... Nicht die diabolische Veranlagung Einzelner war entscheidend, sondern die Widersinnigkeit des ganzen Systems. ... Ich bin froh, dass ich das an der Schwelle der dreißiger Jahre durchdachte und begriff. Die Menschheit näherte sich einer Zeit großer Prüfungen.<< Die sechs damals entstandenen Romane werden oft unter dem Gesamttitel >>Chronik unserer Tage<< zusammengefasst.
Der Abend beginnt mit Informationen über die Arbeit der Initiative Ilja Ehrenburg, nach der Lesung laden wir zur Diskussion ein.
Donnerstag, 10. Januar, um 20.00 Uhr
Theater im Stadthafen, Rostock
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro